Von Blatt bis Wurzel – so das Motto des diesjährigen Ebenraintags, auf Gemüse bezogen. Wir haben uns auf die Bäume verlegt, die fördern wir ja auch, ob Hochstamm oder Feldbaum. Nutzen kann man nämlich auch bei den Bäumen viel mehr als nur die Früchte! Von Kirschenstielen für Tee, Ahornsirup als Süssmittel aus dem Stamm gewonnen, Birkenrinde für Gefässe, bis hin zu den Speisepilzen, welche oftmals in Symbiose mit den Wurzeln eines Baumes wachsen.
Schlagwort: Gemüse
Jahresversammlung 2018
Bei prächtigem Wetter spazierten wir in Sissach ab Station Voregg an Hochstamm-Obstgärten und Kirschen-Anlagen vorbei zum Alpbad. Knapp vor dem Bluescht standen die Bäume und Pascale Benninger berichtete interessante, aber auch ernüchternde Details über die Leiden und Freuden eines Obstbauers. Die im Aufbau begriffenen „Gemüserei“, welche in Sissach genossenschaftliches Gemüsegärtnern ermöglicht, wurde ebenfalls vorgestellt.
Auf die anschliessende Jahresversammlung, einem kleinen Jubiläum, wurden wir eingestimmt mit Liedern von Max Mundwyler und einem delikaten Apéro von Leo Grasmück. Berichte, Rechnung, Budget und Jahresprogramm fanden Zustimmung. Ein spezieller Moment war der Stabwechsel im Präsidium – so übernahm Florence Brenzikofer nach der gebührenden Verabschiedung von Martin Rüegg und ihrer Wahl umgehend die Leitung der Geschäfte. Martin Rüegg wirkte insgesamt 12 Jahre als Präsident des Vereins – herzlichen Dank!
Forum kontrovers – Einheit statt Vielfalt?
Zu klein, zu gross und immer die gleichen Sorten – wir sprachen von Kirschen, Zwetschgen, Äpfeln, kurz von Früchten (und Gemüse) und den steigenden Anforderungen an ihr Äusseres. Auf dem Podium waren Jonas Inderbitzin (Sensoriker Agroskop Wädenswil) Maya Graf (Co- Präsidentin Hochstamm Suisse), Hansruedi Wirz (Mitglied Vorstand CH Obstverband), Heinz Jeker (Migros Basel). Die Referenten gaben Einblick in die Abläufe zwischen den Produzenten (Landwirtschaft), den Grossverteilern und den Kunden.
Das Mass aller Dinge sind oftmals die Verkaufszahlen: wird eine bestimmte Sorte oder Grössenklasse viel gekauft, gilt sie als gesetzt und wird von der Landwirtschaft so angefordert. So z.B. der Apfel Gala – obwohl er in Blind-Degustationen schlecht abschneidet.
Dass Grossverteilern aus logistischen Gründen Grenzen gesetzt sind, ist die eine Seite der Geschichte, dass auch von Seiten des Obstverbandes Sortenwahl und Fruchtgrösse mitbestimmt werden, die andere.
Den wenigsten KonsumentInnen ist bewusst, wie viele andere Sorten (noch) existieren, welche Schritte nötig sind, um eine „perfekte“ Frucht oder ein „ erstklassiges“ Gemüse zu züchten und zu produzieren und welche Einflüsse die Produktionsart (Plantagen/Hochstamm) auf Natur und Landschaft haben.
Was heisst denn „perfekt“ und „erstklassig“? Unterschiedliche Verwendungszwecke wie Tafelobst oder Kochobst sowie verschiedene Geschmacksvorlieben würden eine größere Vielfalt im Angebot wünschen lassen. Das ist wohl Terrain für die kleineren Produzenten und Vermarkter. Der Erhalt von Genen mit wertvollen Eigenschaften ist ein weiterer wichtiger Grund für den Erhalt der Sortenvielfalt. Schliesslich ist sogar das Landschaftsbild direkt betroffen von der Wahl einer Frucht im Laden.
Qualität – ein schwieriger Begriff, wenn‘s um Früchte oder Gemüse geht. Die Frage wurde aus dem Publikum rege diskutiert.
Im Anschluss genossen wir einen wunderbaren Hochstamm-Apéro von Posamenter.